Sind Sie Coach, Therapeut, Heiler oder Heilpraktiker und Sie wollen demnächst Ihre Arbeit publik machen und schreiben dafür Texte für ihre Internetseite? Hier sind einige Fehler, die Sie vermeiden sollten:

1. Sie verstecken sich hinter Sachbuchformulierungen.
Erstens sitzt der Leser nicht über einem Buch, sondern vor dem Bildschirm. Am Bildschirm ist das Leseverhalten ganz anders als analog – also über einem gedruckten Werk: Wir haben weniger Geduld mit einem Bildschirmtext, denn wir sind leichter ablenkbar.

Die nächste Seite ist nur einen Klick entfernt, und daher muss der Text interessanter sein als ein Spiegel-Artikel. Den Spiegel kauft man sich.
Zweitens merkt man es Ihrem Text an, wenn Sie ihn aus einem Sachbuch abgeschrieben haben oder sich zumindest bemühen, dass er so klingt. Meist steckt dahinter Angst: Sie wollen für klug gehalten werden, und man hat Ihnen in der Schule beigebracht, dass man so schreibt. Ist aber Quatsch.
Ein Text ist gut, wenn man ihn gleich versteht. Es kommt nicht darauf an, dass er vor Gelehrsamkeit nur so strotzt. Wenn man die Gelehrsamkeit erkennt, dann bitte daran, dass Sie für Ihre Arbeit lauter griffige, leicht nachvollziehbare Beispiele finden. Jemand, der dazu in der Lage ist, muss von seinem Fachgebiet etwas verstehen.

2. Sie benutzen zu viele Substantivierungen. Alle Substantive, die auf -heit, -keit, -nis und -ung enden, können Sie in Verben oder Adjektive umwandeln. Der Vorteil: der Satz beginnt zu leben. Suchen Sie lebendige Verben und speisen Sie den armen Satz nicht mit einem dürren “ist” ab.

3. Sie formulieren passiv. “Mit Hilfe dieser Methode werden Ihre Blockaden gelöst und die Selbstheilungskräfte werden aktiviert”. Das kann man auch aktiv ausdrücken: “Diese Methode löst Ihre Blockaden und aktiviert die Selbstheilungskräfte.” Passivsätze liegensozusagen krank im Bett und werden behandelt, Aktivsätze stehen auf und tun was! Warum das Pferd von hinten aufzäumen? Bitte mehr Mut! Natürlich gibt es Situationen, wo ein Passivsatz besser funktioniert: wenn nämlich der Akteur unbedeutend oder unbekannt ist. Aber prüfen Sie das bitte vor jedem Passivsatz, den Sie konstruieren.

4. Sie machen zu lange, komplizierte Sätze. Wenn Ihr Text so kompliziert ist, dass man ihn mehrmals lesen muss, um ihn zu begreifen, wird er nicht gelesen. Denn die Komplexität geht in der Regel immer zu Lasten des Website-Betreibers: der Besucher denkt sich: “Ach, das ist mir zu kompliziert” und klickt weg. So einfach ist das. Machen Sie kurze Sätze. Lange Sätze dürfen Sie nur bilden, wenn die Worte ganz einfach sind, oder wenn Sie z.B. sehr bildhaft einen Lebenssachverhalt beschreiben  (zum Beispiel sowas: “Ich stand mühsam auf,  und dann ging ich auf’s Klo, und dann stellte ich fest, dass mein Mann ausgezogen war.”). Auf einer Website schildern Sie meist keinen Lebenssachverhalt, sondern Sie beschreiben einen Nutzen oder eine Wirkweise. Der Leser kann Ihnen gedanklich besser folgen, wenn der Satz kurz ist. Sparen Sie daher nicht an Punkten.

5. Sie benutzen zu viele Füllwörter. Man soll zwar so schreiben, wie man spricht, aber man soll sich auch kurz fassen. Lassen Sie alles weg, was in dem Satz nicht unbedingt gebraucht wird. Datenmüll ist z.B.: schlicht und ergreifend, gut und gern, schlussendlich, letztlich, eigentlich, (sehr), sage und schreibe, im Prinzip, nichts anderes als, im Grunde genommen etc. Ausnahme: In manchen Sätzen hilft ein Füllwort, die Betonung festzusetzen – dann können Sie es drin lassen. Aber gehen Sie sparsam damit um!

6. Sie benutzen zu viele Fachwörter. Versuchen Sie, sich so einfach wie möglich auszudrücken. Auch ein Universitätsprofessor freut sich, wenn er mal nicht sein Hirn überanstrengen muss.  Wenn es Ihnen wichtig ist, den Fachbegriff zu nennen, dann setzen Sie ihn in Klammern hinter das deutsche Wort.

7. Sie beginnen bei Adam und Eva. Muss Ihr Kunde wirklich wissen, wer die Methode erfunden hat, und bei wem der Erfinder seine Lehrjahre verbracht hat? Macht das für ihn einen Unterschied? Solche Informationen gehören auf eine Unterseite “Vertiefende Informationen”. Bitte bringen Sie sie nicht im Haupttext, denn das will erstmal niemand wissen.

8. Sie fokussieren sich zu wenig auf den Nutzen des Kunden. Dabei ist dies das Wichtigste Ihrer Website. Denn der Kunde sucht eine Lösung für ein Problem – und Sie bieten ihm diese Lösung! Er scannt mehrere Seiten danach, wer ihm am besten helfen kann, und daher ist es wichtig, dass Sie Lösungen anbieten.  Beschreiben Sie die Situation, in der sich der Kunde befinden kann und sagen Sie ihm, was er bei Ihnen kriegt. Seien Sie dabei allerdings vorsichtig, dass Sie nicht gegen das Heilpraktiker- oder Heilmittelwerbegesetz verstoßen.

9. Der Text enthält zu wenige Überschriften und Absätze. Machen Sie es dem Leser leicht und untergliedern Sie Ihren Text. Nehmen Sie  – wenn möglich – in der Überschrift den Inhalt des Absatzes vorweg, damit der Leser weiß, ob er sich für diesen Absatz interessiert. Machen Sie gern nach vier Zeilen einen Absatz, wenn es thematisch möglich ist. Das Auge kann kurze Absätze leichter überblicken, weil es die einzelnen Sätze beim Überfliegen besser kapiert. Ihr Vorteil: der Leser liest den Absatz zu Ende!

10. Schreiben Sie bildhaft. Nelken und Gänseblümchen sind bildhafter als Blumen, ein klappriger VW-Bus ist leichter zu visualisieren als ein Kraftfahrzeug. Und es macht auch Spaß, eine Geschichte zu erfinden. Sie werden erleben, dass die Geschichte Sie unterstützt.

11. Sie geben zu schnell auf. “Ich kann das nicht” ist der größte Feind des Texters. Werfen Sie sich nicht heulend auf Ihr Bett, sondern sperren Sie den inneren Kritiker in den Schrank und schreiben Sie weiter. Sie müssen den Text ja nicht gleich auf die Website stellen. Seien Sie gnädig mit sich.

Und wenn alle Stricke reißen, dann rufen Sie mich einfach an![/fusion_builder_column][/fusion_builder_row][/fusion_builder_container]