markiert bzw. Markiertheit – was ist das?

Markiert bzw. Markiertheit im hier gemeinten Sinne hat nichts damit zu tun, dass Sie etwas markieren, indem Sie z.B. mit Edding Ihren Namen draufschreiben. Unmarkiert ist die simple Grundform von etwas, der Default-Modus; markiert ist die Abweichung, der Kontrast, die Ausnahme. Über das Unmarkierte denken wir nicht nach, wir schauen nicht ein zweites Mal hin, es fällt uns nicht einmal auf. Das Markierte hingegen fällt immer auf. Wir merken es uns und vielleicht denken wir sogar noch länger darüber nach. Dies gilt für Sprache und in vielen anderen Bereichen.

Am besten versteht man den Unterschied zwischen markiert/unmarkiert an Beispielen:

  • Soldat ist z.B. unmarkiert, Soldatin ist markiert, weil weibliche Soldaten noch die Ausnahme bilden.
  • Kanzler ist unmarkiert, Kanzlerin ist markiert.
  • Sauberkeit ist unmarkiert, Schmutz markiert.
  • Ein grauer Anzug ist in einer Bank unmarkiert, ein Smoking wäre markiert. Auf einer feinen Abendveranstaltung wäre ein Smoking hingegen unmarkiert.
  • Die Kleidung von Frauen ist fast immer markiert: Gleichgültig, welches Outfit sie wählen, es ist immer Thema. Frauen können nichts tragen, was nicht Gesprächsstoff bietet.

In meiner Arbeit taucht das Thema „Markiert oder nicht“ vor allem bei Fotos auf:

Wenn ich für Praxisfotos den Therapeuten und ein Model brauche, ist es wichtig, dass das Model nicht markiert ist. Das bedeutet, es darf keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Damit das funktioniert, sollte das Model hübsch sein, aber nicht atemberaubend schön. Es darf auch nicht zu hässlich sein, denn auch das wäre zu auffällig. Durchschnittliche Schönheit zieht am wenigsten Aufmerksamkeit auf sich. Gleiches gilt für die Figur: Sie sollte eher schlank sein, denn schlank (nicht mager!) bedeutet gesund. Einfarbige Kleidung ist unmarkiert, Schmuck ist markiert. Bei der Frage, ob die Abgebildeten Makeup tragen sollten oder nicht, kommt es auf die Intensität des Makeups und das Aussehen der betreffenden Person an: gar nicht kann ebenso markiert sein wie zu viel.

Für Fotos ohne Personen gilt:

Aufgeräumtheit ist unmarkiert, Schnickschnack markiert. Räumen Sie daher für ein Fotoshooting auf! Räumen Sie alle überflüssigen Gegenstände weg – und lassen Sie lieber weniger stehen als Ihnen vielleicht lieb ist. Stellen Sie Bücher gerade ins Regal; räumen Sie alles aus dem Bücherregal, was nicht Buch ist. Räumen Sie Akten weg; Ihr Schreibtisch sollte absolut leer sein (bis auf Tastatur & Maus, falls Sie einen PC haben).