Hast du schon von Wirkaussagen gehört?

Heilversprechen gibt niemand ab. Denn wer wäre schon so vermessen, zu behaupten, seine Behandlungsmethode heile? Aber Wirkaussagen und Werben mit Verunsicherung sind ebenfalls gefährliche Fallen, in die du leicht tappen kannst, wenn du als Heilpraktiker deine Texte selbst schreibst.

Wirkaussagen lassen sich schwer vermeiden, wenn man von einer Methode überzeugt ist.

Wenn man oft genug erlebt hat, dass eine Schmerztherapie wirkt, stellt man im Text automatisch einen Ursache-Wirkung-Zusammenhang her: „Ich mache diese und jene Bewegung, dann hört der Schmerz auf.“ Denn wenn ein Phänomen wie z.B. die Besserung eines Zustandes immer wieder zu beobachten ist, fällt es dem Anwender schwer, drumherum zu schreiben: Wenn du duschst, wirst du nass. Je mehr positive Erfahrungen der Heilpraktiker mit einer Methode gesammelt hat, desto natürlicher und geschmeidiger kommt ihm daher die Wirkaussage über die Lippen bzw. aus der Feder. Und ja, eine Wirkaussage ist auch ein Heilversprechen. Und das ist der Grund, warum du als Heilpraktiker keine selbst verfassten Texte auf deine Website setzen solltest, ohne diese juristisch überprüfen zu lassen. Dir fehlt die Distanz.

Denn wenn eine Methode nicht wissenschaftlich bewiesen ist, dann darfst du nicht schreiben, was sie kann. Das Kausalitätsverhältnis müsste sich erst in einer großen Zahl von Fällen reproduzieren lassen, und es müsste möglich sein, ein Placebo zu der Methode bzw. zu dem Mittel zu designen. Bei Blutegeln ist das z.B. bisher nicht gelungen, weil es nicht möglich wäre, eine Placebo-Kontrollgruppe mit einer Gewürzgurke auf dem Arm zu täuschen – von dem Versuchsleiter ganz zu schweigen. So lange es aber keine in einem wissenschaftlichen Fachjournal veröffentlichten Studien zum Thema gibt, darf der Ursache-Wirkung-Zusammenhang einer Methode bzw. eines Mittels nicht dargestellt werden.

Je medizinischer und invasiver eine Methode, desto größer ist die Versuchung, eine Wirkaussage zu machen.

Infusionstherapie, Schröpfen, Osteopathie, Liebscher & Bracht, Chiropraktik etc. – bei all diesen Methoden wird der Körper manuell behandelt oder ihm werden, wie im Fall der Infusionstherapie, sogar Substanzen zugeführt. Entsprechend schwierig ist es, die Methode zu beschreiben, ohne dabei eine Wirkaussage zu formulieren. Denn wenn man nicht beschreiben kann, wie die Methode wirkt, welchen Effekt soll man dann in Aussicht stellen? Bei manuellen Methoden veranschlage ich immer besonders viel Zeit fürs Texten, denn über etwas zu schreiben, das ich nicht beschreiben darf, ist die Königsdisziplin.

Werben mit Verunsicherung

„Wenn Ihre Chakren in Disharmonie geraten, kann dies leicht zu Krankheiten führen“ – dieser Satz ist schon deshalb Werben mit Verunsicherung, weil der unbedarfte Leser nicht einmal weiß, ob Chakren überhaupt existieren. Das Gleiche gilt für Meridiane oder sonstige feinstoffliche Systeme, die sich angeblich im Körper befinden sollen. Bei geistigen Methoden kann man sich noch retten, indem man das dahinter stehende Weltbild darstellt.

Schwieriger wird es bei Themen, die mit dem Darm zu tun haben, denn dort liegt einerseits der Schlüssel zu vielen Krankheiten, andererseits ist genau diese Information bedrohlich (= verunsichernd!), weil die meisten Menschen die Kausalität zwischen Ernährung und Krankheiten allenfalls im Bereich Lebensmittelvergiftung erkennen können. Dass die Ernährung sich auf die Darmflora auswirkt und die Gesundheit wiederum von der Art der Bakterien im Darm abhängt – das ist nichts, womit der Besucher sich gerne beschäftigt.

„Patientenhinweise“ und „Wichtige Informationen“ helfen dir auch nicht.

Viele Heilpraktiker wollen es ganz schlau anfangen: Sie lassen es im Werbetext erst richtig krachen und bringen eine Wirkaussage nach der anderen, und dann setzen sie darunter einen Hinweis mit dem Inhalt, dass die Methoden wissenschaftlich nicht anerkannt seien und keine medizinische Behandlung ersetzten. Aber der VSW und die Richter sind ja nicht blöd. Lies hierzu bitte unbedingt diesen Artikel.

Fazit: Nicht selbermachen!

Das Schreiben eines abmahnsicheren Werbetextes für Heilmethoden ist wirklich die Königsdisziplin des Textens. Man braucht dafür juristischen Sachverstand und die Kreativität, so um ein Thema herum zu schleichen, dass man nichts Abmahngefährdetes sagt und der Besucher sich trotzdem informiert fühlt. Es ist immer anspruchsvoll, in manchen Fällen sogar für mich schwierig, und deshalb arbeite ich eng mit RAin Dr. Oberhauser zusammen, die die aktuelle Rechtsprechung immer im Blick hat. Ruf‘ also entweder direkt dort an oder frag‘ mich, ob ich Zeit habe.