Sie wollen eine Praxis für Naturheilkunde eröffnen?

Dies sind die häufigsten Fehler von Heilpraktikern, denen ich in meinem Berufsalltag begegnet bin:

1. Sie investieren mehr Geld in die Praxisausrüstung/Möbel als in Ihre Werbung.

Ich hatte mal eine Kundin, die für die Praxisgründung als Heilpraktikerin über 3.000,- für ihr Mobiliar ausgab, aber nur ganz wenig Geld in ihre Website investieren wollte.
Natürlich sollte die Praxis geschmackvoll eingerichtet und aufgeräumt sein, und alle Farben sollten zueinander passen. Aber Sie sparen trotzdem am falschen Ende, wenn Sie zu Beginn beim Mobiliar übertreiben. Ich spreche nicht von notwendigen medizinischen Geräten, denn ohne diese können Sie ja nicht arbeiten. Aber wenn niemand kommt, weil man die Website und damit die Naturheilpraxis nicht findet, nützt Ihnen die teure Einrichtung nichts. Auch vom schwedischen Hersteller gibt es schöne Möbel, die für den Anfang gut genug aussehen. Und wenn die Praxis dann brummt, können Sie ja immer noch aufstocken.

2. Sie machen sich in der Praxisgründung als Heilpraktiker zu wenig Gedanken, wer Ihre Zielgruppe ist.

Fast alle Heilpraktiker sind von ihrem Produkt so überzeugt, dass sie glauben, es diene der ganzen Welt. Das mag in Ihrem Fall sogar stimmen. Aber stellen Sie sich vor, jemand tippt Ihnen im Supermarkt auf die Schulter und behauptet, er sehe am Inhalt Ihres Einkaufswagens (Toastbrot, günstiges Hackfleisch, Fertiggerichte), dass Sie sich falsch ernähren. Und dann gibt er Ihnen seinen Flyer, in dem er Ernährungsberatung anbietet. Wären Sie ihm dankbar?
In der Praxisgründung als Heilpraktiker wird die Zielgruppe gerne erstens zu weit gefasst, zweitens gehen viele Unternehmer nur vom Bedarf aus, aber nicht vom Interesse. Das Interesse ist aber essentiell für die Kaufentscheidung. Sie werden niemandem in einen Bus helfen können, in den er nicht sowieso einsteigen will. Ihre Werbung wird an ihm abprallen, vielleicht nimmt er sie nicht einmal wahr.

3. Sie machen das Logo selbst.

„Ach, ich mach das Logo selbst – das ist doch einfach!“ Von wegen. Ein selbstgemachtes Logo sieht fast immer furchtbar aus. Die Fehlerquellen sind vielfältig: Entweder sind die Farben zu grell, oder es werden Schriften kombiniert, die nicht zusammen passen. Viele Logos sind auch zu detailreich, z.B. weil der Unternehmer alles reinpacken wollte, das ihm eingefallen ist. Neben der Bildmarke werden gerne mal zwei Schriftarten in einem Wort kombiniert, und für den Text unter der Hauptzeile („Subline“) nutzt man noch eine dritte Schrift. Da kann einem schwindlig werden. Wenn Bild- und Wortmarke nicht zusammen passen, erinnert mich das an ein altes Ehepaar, das nebeneinander her lebt und schon seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander gesprochen hat.

Ungünstig ist es auch, wenn Sie das Logo ständig wechseln.

Denken Sie an Ihre Freundin Susanne, die ständig neue Lover anschleppt – man muss sich gar nicht mehr die Mühe machen, sie kennenlernen, weil man ja schon weiß, dass sie nach wenigen Wochen wieder ausgewechselt werden. Denselben Effekt erzielen Unternehmer, die alle sechs Monate ein neues Logo brauchen, weil sie sich „schon wieder weiterentwickelt“ haben. Das wirkt leider nicht „weiterentwickelt“, sondern nur unstet und unsicher.

Ich bin ein gutes Gegenbeispiel: Meine Firma heißt immer noch Wörterfall, obwohl der Name schon ein halbes Jahr nach Firmengründung (2007) nicht mehr stimmte. Einige Kunden reduzieren mich zunächst auf meine Text-Dienstleistungen. Manchmal stört mich das an meiner Marke, weil das Texten nicht einmal den größten Raum einnimmt. Aber deswegen gebe ich die Marke nicht auf, denn dafür ist sie zu kraftvoll. Ich müsste quasi nochmal von vorne anfangen. 2012 habe ich mein Logo das letzte Mal angepasst, und auch damals nur die Schriftart und die Positionierung der Bildmarke.

Wenn Sie sich bei der Praxisgründung als Heilpraktiker für ein Logo entschieden haben, dann bleiben Sie ihm auch treu.

Und wenn Sie das Logo unbedingt neu machen wollen, dann gehen Sie beim zweiten Mal wenigstens zu einem Designer, damit Sie das zweite Logo länger behalten als das erste.

Tipp: Wenn Sie nur wenig Geld ausgeben können, kaufen Sie ein Logo von LOGOMARKET oder einem ähnlichen Portal. Hier werden oft Entwürfe verkauft, die in einem Logoentwicklungsprozess nicht genommen worden sind. Die Preise sind unterschiedlich, und viele wirken zwar seltsam seelenlos, aber sie sind vermutlich besser als ein von Ihnen selbstgemachtes. Wenn Sie das Logo dann haben, und es gefällt Ihnen nicht mehr, dann fragen Sie bitte einen Designer (!), ob er es sanft weiterentwickeln kann. Schmeißen Sie es nicht gleich auf den Müll. Denken Sie an Susanne.

4. Sie lassen die Website von Ihrem Mann oder einem Verwandten/Freund kostenlos bauen – und diese sind womöglich auch noch Laien.

Nehmen Sie keinen geschenkten Gaul, wenn Sie ihm nicht ins Maul schauen dürfen! Wenn Ihnen das Resultat nicht gefällt, ist es in einem Gefälligkeitsverhältnis sehr schwer, Kritik zu üben. Für den Ehemann, der viel Zeit investiert hat, ist es frustrierend, wenn Sie nicht zufrieden sind und seine Arbeit umsonst war. Ihre Ehe wird drunter leiden. Und für Sie selbst ist es frustrierend, mit einer stümperhaften Website auf den Markt zu treten, die obendrein niemand findet.

Falls Sie sich trauen, Ihrem Mann/Verwandten zu sagen, dass die Website so noch nicht gut ist, kann es sein, dass er sich ärgert, weil so viel Mühe drin steckt und Sie so undankbar sind. Und vielleicht kann er es auch einfach nicht besser? In jedem Fall entsteht eine energetische Schieflage, denn die beauftragte Person erhält nicht die Anerkennung, die er/sie sich gewünscht hat. Und Sie sind auch noch unzufrieden. So etwas kann eine Beziehung sehr belasten.

Gefälligkeitsverhältnisse sind für beide Seiten ein Risiko.

Einmal habe ich einer Freundin einen Flyer kostenlos erstellt und ärgerte mich, dass sie immer wieder Änderungswünsche hatte und die Entwicklung dadurch länger dauerte, als ich angenommen hatte. Und ich habe schon mehrere unbrauchbare Flyer und Websites gesehen, die im Rahmen eines Freundschaftsdienstes entstanden sind.

Eine Auftraggeberin wollte in der Praxisgründung als Heilpraktiker Geld sparen und ließ sich von einem Freund kostenlos einen Flyer erstellen. Ich sollte den Text schreiben. Als ich den Flyer sah, fand ich ihn lieblos, wagte aber erst nicht, dies meiner Kundin zu sagen. Auf eigenes Kostenrisiko erstellte ich einen neuen Flyer, weil mir sonst kein Text eingefallen wäre. Vorsichtig bereitete ich sie auf meinen Entwurf vor und erklärte, dass sie ihn nur bezahlen müsse, wenn sie ihn verwenden wolle. Die Kundin fand meinen Flyer besser als den des Freundes, war aber besorgt, dass dieser beleidigt sein könnte, wenn sie seinen Entwurf nicht nähme.
Wie es ausging, weiß ich nicht mehr, aber ich finde, das sind Probleme, die man nicht braucht. So teuer kann ein bezahlter Flyer nicht sein, als dass man sich lieber solche Verstrickungen ans Bein bindet.

Tipp: Schaffen Sie klare Verhältnisse. Lassen Sie in der Praxisgründung als Heilpraktiker lieber keinen Nahestehenden ran. Wenn Sie eine nahe Person beauftragen, dann bezahlen Sie sie wie jeden anderen auch. Dann können Sie die Arbeit nach Bedarf kritisieren, denn dann haben Sie einen normalen Lieferanten. Die nahestehende Person hat in Ihnen einen normalen Kunden gewonnen und bekommt die übliche Gegenleistung. Damit bleiben beide Verhältnisse (Werklieferungsvertrag <=> Verwandtschaft) getrennt voneinander. Das schafft Klarheit und Sicherheit für beide Seiten, und für die Beziehung ist es auch besser.

5. Sie bauen die Website mit einem Baukastensystem selbst.

Baukastensysteme haben den Vorteil, dass man sofort sieht, was man macht, aber sie haben den Nachteil, dass man meist nicht viel machen kann. Irgendjemand hat für diesen Baukasten eine Unzahl von Designs auf Vorrat entwickelt. Eingebaut in eine konkrete Website sehen die Designs oft aus, als ob man ein Kleid trägt, das für jemand anderen maßgeschneidert worden ist – es passt vorne und hinten nicht. Und natürlich sieht man sofort, dass es ein Baukasten ist.

6. Praxisgründung als Heilpraktiker: Sie denken nicht ans Heilmittelwerbegesetz.

Das ist ein fataler Fehler, der einen Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen kann, wenn Sie Pech haben! Denn wenn Sie auf Ihrer Website sorglos die Wirkungen Ihrer Methoden beschreiben, und diese sind nicht wissenschaftlich belegt (und das sind die wenigsten), dann können Sie Post vom Abmahnverein bekommen. Lesen Sie hierzu auch diesen Artikel.

7. Sie haben Photoshop und nutzen immer alles, was möglich ist.

Der Hauptunterschied zwischen einem Designer und einem Photoshop-begeisterten Laien is