Kann allein Werbung bewirken, dass die Patienten in Scharen zu dir in die Naturheilpraxis kommen?
Werbung für deine Naturheilpraxis bewirkt, dass du ganz leicht mehr Patienten hat – stimmt das? Hier muss ich wie der typische Jurist antworten: „Es kommt darauf an.“ Es wäre vermessen, dir zu versprechen, mit einer Homepage oder einem Flyer würdest du eine Art Hahn aufdrehen, und schon strömen die Patienten zu dir. Wenn dir das dennoch versprochen wird, ist davon so viel zu halten wie von Waschmittelwerbung.
Unerfahrene „Experten“ behaupten, dass alles leicht geht, weil sie nicht wissen, welche Schwierigkeiten lauern.
Wie unterscheidest du echte Experten von Dünnbrettbohrern, die einfach gut auf den Putz hauen können? Das ist gar nicht so einfach. Wenn jemand dir verspricht, dir ganz leicht eine super Website aus dem Boden zu stampfen, mit der du viele Kunden erreichen, könnte er dir entweder aufgrund unbewusster Inkompetenz „das Blaue vom Himmel runter“ versprechen – oder er ist wirklich ein Genie. Letztere sind aber selten. Häufiger erlebe ich scheinbare Fachleute, die gar nicht wissen, was sie alles nicht wissen. Man findet unter ihnen z.B. Werbeagenturen, die nicht einmal wissen, wie ein rechtssicheres Impressum aussieht. Andere bauen Websites für Heilpraktiker, ohne das Heilmittelwerbegesetz auch nur angeschaut zu haben. Für sie geht alles leicht, weil sie keine Erfahrung haben und daher nicht wissen, welche Gefahren lauern (z.B. in Form von Abmahnungen). Sie sind Wanderer, die mit Flipflops die Aiger Nordwand erklimmen wollen.
Nach meiner Erfahrung steht dein wirtschaftlicher Erfolg auf zwei Säulen.
Die erste Säule ist dein Marketing:
Ein passendes, seriöses Logo, eine gute Website, ein Flyer, der zur Website passt, alles sieht stimmig aus und ist gut und rechtssicher getextet, die Website ist so gut wie möglich suchmaschinenoptimiert, gegebenenfalls eine Facebookseite und eine Strategie, wie du analog an deine Kunden kommst etc.
Die zweite Säule ist deine unbewusste innere Einstellung:
Magst du dich? Magst du deine Patienten, oder bist du innerlich genervt von ihnen? Bist du gerne selbstständig? Magst du deinen Beruf? Besitzt du unternehmerisches Denken? Kannst du dich gut verkaufen, oder machst du dich ganz billig, damit sich jeder deine Dienstleistung leisten kann (Lies dazu auch den Artikel „Die Tücken der Preisgestaltung„)? Kannst du dich gut in andere Menschen einfühlen und weißt demzufolge, welche Informationen deine Klienten brauchen, um sich für dich zu entscheiden? Hast du vielleicht unbewusst Angst vor deinen Klienten oder davor, nicht gut genug zu sein? Hast du das Gefühl, nicht genug Anerkennung zu bekommen? Diese Art von Denkmustern kann dich auch dann bremsen, wenn du materiell alles getan hast, um erfolgreich zu sein.
Marketing für Heilpraktiker ist notwendige Bedingung, Patienten zu gewinnen, aber leider nicht hinreichende.
In meiner langjährigen Berufserfahrung habe ich den Eindruck gewonnen, dass es auch wesentlich auf die innere Haltung ankommt.
Ich hatte z.B. eine Kundin, die aufgrund ihrer Ausbildung und Fähigkeiten von Patienten überrannt werden müsste, aber es ist nicht der Fall. Sie kann davon leben, aber gerade so. Ich kenne aber auch eine Heilerin, die bis jetzt noch gar keine Website hat und trotzdem von ihrer Arbeit leben kann.
Was unterscheidet diese beiden Frauen voneinander? Die eine ist geprüfte Heilpraktikerin, die andere ist Heilerin. Die Heilerin übt ganz selbstverständlich ihren Beruf aus und zweifelt nicht an sich. Sie ist unkompliziert und sympathisch. Die Heilpraktikerin fühlt sich von aller Welt missverstanden. Sie erwartet mit jugendlichem Trotz, dass ihre Patienten ihre Großartigkeit würdigen. Ich nehme sie als emotional so bedürftig wahr, dass ich ihre Arbeit nicht in Anspruch nehmen würde, obwohl ich von der Qualität ihrer Ausbildung vollkommen überzeugt bin. Aber wenn ich ihr das sagen würde, wäre sie sehr verletzt, und sie würde mir einfach nicht glauben. Denn sie ist auch nahezu beratungsresistent. Natürlich hat sie keine Ahnung von Suchmaschinen-Optimierung, aber sie lässt sich auch nicht von mir helfen. Wir hatten schon hitzige Diskussionen am Telefon, in denen ich ihr Sinn und Funktionsweise von Suchmaschinenoptimierung erklärt hatte, aber sie blieb dabei, dass es ihr wichtiger war, mit den richtigen Begriffen gefunden zu werden, als mit denen, nach denen man sucht. Diese Heilpraktikerin hat also eine Website, aber man findet sie nicht, und wenn man sie findet, spürt man vermutlich ihre Schwierigkeit.
Sogar wenn du bei Google auf Seite 1 stehst, kann es sein, dass keiner anruft.
Dies ist mir selbst schon so gegangen: Wenn ich in tiefen emotionalen Prozessen stecke oder einfach krank bin, bekomme ich manchmal wochenlang keine neuen Kunden, auch wenn ich für mehrere Suchbegriffe auf Seite 1 stehe. Einer Kundin von mir geht es ebenso – sie steht mit einem Keyword auf Seite 1, und es gibt auch ein relevantes Suchvolumen, aber die Leute rufen einfach lieber bei der Konkurrenz an.
Es kommt auf die Resonanz an.
Man hat immer die Kunden, die zu einem passen, oder an denen man etwas lernen soll. Oder beides. Meine Kunden sind in der Regel Akademiker im zweiten Beruf, offen und bewusst, und wir verstehen uns gut. Manchmal landen auch Menschen bei mir, wo ich nicht auf Anhieb verstehe, was sie in mir gesehen haben. Das sind dann diejenigen, die mir helfen sollen, meine Schattenseiten zu integrieren.
Marketing zu machen ist für einen Heilpraktiker natürlich elementar, schon allein deshalb weil er – wenn er gut ist – viel mehr Menschen helfen kann, wenn man ihn leicht findet. Aber man darf die inneren Blockaden nicht unterschätzen: Je bedürftiger der Heilpraktiker ist, umso mehr Energie zieht er von seinen Klienten, und als umso klebriger wird er wahrgenommen. Besonders schwierig ist es, wenn diese Bedürftigkeit auch noch unbewusst ist oder der Heilpraktiker das Gefühl hat, sogar einen Anspruch auf Wertschätzung und Bewunderung von außen zu haben.
Ich verspreche dir viel. Aber zaubern kann ich nicht.
Dass ich mich reinhängen werde, dir eine Website zu bauen, die super aussieht und gute Texte enthält, kann ich dir versprechen. Wenn unsere Chemie stimmt, wirst du hinterher vermutlich begeistert sein. Aber wenn du erfolgsverhindernde Themen hast und diese nicht bearbeiten oder anschauen willst, kann ich diese auch nicht mit einer noch so guten Website überbrücken bzw. austricksen. Das ist zumindest meine Erfahrung. Und daher verspreche ich dir nicht, dass dir die Patienten die Bude einrennen.
Wenn du außerdem nur eine kleine Internetpräsenz hast, keinen Blog unterhältst und obendrein nur ein begrenztes Marketingbudget bereitstellen kannst, ist es schwierig, dich in Google wirklich sichtbar zu machen. Auf Seite 1 bei Google gibt es nur zehn Plätze, und wenn du z.B. nur drei Angebotsseiten hast, kannst du auch nur mit der Startseite und jeder Angebotsseite ranken.
Die innere Einstellung ist sehr wichtig. Als Heilpraktiker ist man ein Dienstleister, nicht mehr und nicht weniger. Beim Lesen des Artikels musste ich schmunzeln, denn scheinbar halten sich einige Heilpraktiker tatsächlich für gebildeter, als ein Professor. Diese Einstellung „schwingt“ natürlich im Setting mit und das bekommt der Klient schnell mit. Unterschwellige Erwartungshaltungen des Heilpraktikers wirken sich aus, ebenso, wie ungelöste Konflikte oder gar selbstabwertende Gedanken. Das ist schade, denn diese sabotieren den Erfolg. Auch nichtesoterische Kollegen sollten sich dessen bewusst sein: Wohlstand ist eine Frage der inneren Einstellung und der Resonanz. Nur wenn ich wirklich Erfolg möchte, wird sich Erfolg einstellen.
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel! Ich bin schon viele Jahre selbständig und durfte ebenfalls die Erfahrung machen, dass die innere Einstellung ein zentraler Punkt in der Entwicklung des Business ist. Mit der eigenen Auffassung steht und fällt der Erfolg. Gut gemachtes Marketing ist das i-Tüpfelchen, das dann allerdings auch noch richtig Spaß machen kann :)